„Alte Post“ bekommt ein neues Gesicht
Für Passanten ist derzeit kein Durchkommen zur „Alten Post“. Rund herum sichern Bauzäune den Zugang zu dem denkmalgeschützten Bau an der Altenaer Straße ab. Denn drinnen sind die Arbeiten zum Umbau der ehemaligen Musikschule in Räumlichkeiten für die VHS im vollen Gange. Voraussichtlich im Frühjahr 2025 wird das Gebäude dann bezugsfertig sein – als ein Teilstandort der Volkshochschule mit Räumen für Gesundheitsprävention, Integrationskursen und Kursen für Schulabschlüsse.
Aktuell benötigt man noch viel Phantasie, um sich die künftigen Räume vorstellen zu können. Denn derzeit ist das Team des Rohbauunternehmens dabei, die Raumgrößen anzupassen. So verschwinden innerhalb kürzester Zeit Wände und entstehen an anderer Stelle neu. In manchen Räumen häufen sich Berge von alten Deckenleuchten in anderen lagern die alten Türen zur Wiederaufbereitung.
Nachdem die Schadstoffsanierung nun fast abgeschlossen ist und die meisten Einbauten aus dem Gebäude entfernt wurden, folgen jetzt die nächsten Schritte. Bei den bisherigen Bauarbeiten sind die Projektbeteiligten von der städtischen zentralen Gebäudewirtschaft (ZGW) zusammen mit dem beauftragten Architekturbüro KKW auf zahlreiche Elemente aus den Ursprüngen des 1893 erbauten Gebäudes gestoßen. „Wir haben zum Beispiel einen gut erhaltenen Terrazzoboden freigelegt. Der soll an einigen Stellen sichtbar bleiben“ erklärt Architektin und Projektleiterin Gudrun Abendroth von der ZGW. Im Eingangsbereich sind die Handwerker gerade dabei, einen alten Türbogen herauszuarbeiten, der bislang komplett von einer Mauer verdeckt war. Auch der alte Dielenfußboden und das Tonnengewölbe sollen für die Nutzer des Gebäudes später teilweise zum Vorschein kommen.
Bei der Sanierung legen die Planer großen Wert, die historischen Elemente wieder sichtbar zu machen und den ursprünglichen Charakter des Gebäudes herauszuarbeiten. Ob bei der Farbgebung, der Gestaltung von Böden und Türen sowie bei der Erneuerung der denkmalgeschützten Sprossenfenster. Die frühere Schalterhalle – zuletzt der Kammermusiksaal – soll weitestgehend erhalten bleiben.
Mehr Energieeffizienz und Barrierefreiheit
Auch wenn der historische Charme zur Geltung kommt, sind die Räume doch so geplant, dass sie den modernen Anforderungen an Seminarräume der Volkshochschule gerecht werden – sowohl funktional als auch in Sachen Energieeffizienz. „Eine Dämmung der Kellerdecke, des Fußbodens im Dachgeschoss und auch teilweise innen an den Außenwänden wird künftig im Zusammenspiel mit den erneuerten Heizflächen, Rohrleitungen und Pumpen für einen deutlich gesenkten Energieverbrauch sorgen“, so Gudrun Abendroth. Hinzu kommen eine Gebäudeautomation und neue LED-Leuchten. Auf dem Flachdach ist eine Photovoltaik-Anlage geplant. Damit diese später installiert werden kann, muss zunächst das Dach saniert werden.
Für mehr Barrierefreiheit in dem Gebäude ist ein Aufzug geplant. Den Bau des Aufzugsschachtes hat das Rohbauunternehmen bereits begonnen. Ein neuer barrierefreier Zugang vom Parkplatz aus vereinfacht künftig den Zugang zum Gebäude, zum Beispiel mit dem Rollstuhl. Zudem wird eine behindertengerechte WC-Anlage installiert.
Gebäude mit langer Geschichte
Das „Reichs-Post- und Telegraphengebäude“ wurde 1893 für Geschäftsräume und als Verwaltungs- und Verteilungszentrum der Post errichtet. Im Hof des Geländes wurden anschließend mehrere Anbauten für den Postversand errichtet, die aber in den 1980er Jahren abgebrochen wurden.
Nachdem das Gebäude Ende der 1970er Jahre insgesamt abgebrochen werden sollte, übernahm die Stadt das Gebäude von der Deutschen Post, sanierte es 1983-84 grundlegend und baute es für die städtische Musikschule um. Im September 1985 wurde die „Alte Post“ in die städtische Denkmalliste eingetragen.
Städtebauförderung von Land und Bund
Schon 2015 wurde im integrierten Handlungskonzept für die Altstadt Lüdenscheid festgeschrieben, dass die Alte Post nach dem Neubau der Musikschule am Staberg als Teilstandort der VHS umgenutzt werden sollte. Damit zählt auch diese Maßnahme zum Projekt „Mensch Altstadt“, das zu 80 Prozent durch Städtebaufördermittel von Land und Bund ermöglicht wird. Das heißt: Von den ermittelten Umbau- und Sanierungskosten in Höhe von etwa 4,35 Millionen Euro übernimmt der Fördermittelgeber knapp 3,5 Millionen Euro. Hinzu kommen noch knapp 400.000 Euro für Arbeiten im Bauunterhalt, die nicht gefördert werden können.
Lüdenscheid, 22. April 2024