Weniger Schwerlastverkehr in Lüdenscheid

Neue Verkehrszählung belegt: Das Lkw-Verbot wirkt weiterhin

Das Lkw-Durchfahrtsverbot erweist sich als geeignetes Mittel, um die Menge des Schwerlastverkehrs im Stadtgebiet zu reduzieren. Das belegen die Daten einer Verkehrszählung, die der Fachdienst Verkehrsplanung und –lenkung der Stadt Lüdenscheid für drei Werktage im November 2023 in Auftrag gegeben hat. Danach sind 3,4 Prozent weniger Lastkraftwagen durch Lüdenscheid gerollt als bei der vorangegangenen Datenerhebung im August. Verglichen mit den Zahlen vor Einführung des Lkw-Verbots hat sich der Anteil des Schwerlastverkehrs sogar fast um die Hälfte reduziert.

Die Verkehrszählung erfolgte vom 14. bis 16. November über jeweils 24 Stunden an insgesamt 16 Messstellen. Diese befanden sich – wie bei den vorangegangenen Erhebungen auch – überwiegend entlang der A45-Bedarfsumleitung sowie der Volmestraße (B54) in Brügge, die ebenfalls als „Einfallstraße“ für überregionalen Verkehr bekannt ist. Im Vergleich zu den Messungen, die vom 15. Bis 17. August vorgenommen wurden, ist der Anteil des Schwerlastverkehrs im Untersuchungszeitraum November um 3,4 Prozent zurückgegangen.

Stau in Lüdenscheid

Foto: Sven Prillwitz

Gewaltig fällt der Unterschied beim Vergleich der November-Daten mit dem Zeitraum vor der Einführung des Lkw-Verbots aus: Gemessen an den Erhebungen von 2022 und dem 21. März 2023 hat sich der Lkw-Verkehr um rund 49 Prozent reduziert.

„Mit dem Lkw-Verbot wollen wir den Schwerlastverkehr, der durch Lüdenscheid rollt, dauerhaft reduzieren. Unser Ziel – 40 Prozent weniger Lkw-Verkehr – haben wir deutlich übertroffen“, sagt Nina Niggemann-Schulte vom Fachdienst Verkehrsplanung und –lenkung mit Blick auf die November-Zählung. Auf der A45-Umleitungsstrecke hat sich das Lkw-Aufkommen seit Einführung des Verbots sogar um rund 56 Prozent verringert.

Auch mit Blick auf den prozentualen Anteil des Schwerlastverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen, also allen Kraftfahrzeugen, zeigt sich die anhaltende Wirksamkeit des Lkw-Verbots. Das zeigt sich vor allem am Beispiel der A45-Umleitung. Vom 14. bis 16. November passierten pro Tag durchschnittlich 2742 Lkw die Messstation an der Lennestraße, 2586 die an der Altenaer Straße und 2426 die „Im Grund“. Das entspricht 14, 16 und 23 Prozent aller gezählten Kraftfahrzeuge.

Zum Vergleich: Noch im März – und damit vor Inkrafttreten des Lkw-Verbots – war der Anteil jeweils fast doppelt so hoch gewesen. So wurden an der Lennestraße 6237 Lkw (25 Prozent) gezählt, an der Altenaer Straße 5775 (30 %) und 5475 (42 %) „Im Grund“.

Weitere Erkenntnisse: Auf der B54 und B229 (Talstraße) in Brügge sowie auf der Heedfelder Straße ist ebenfalls ein leichter Rückgang des Schwerlastverkehrs festzustellen. „Lediglich auf der B229 auf der Talstraße im Bereich Bräucken ist eine kontinuierliche Zunahme, wenn auch auf niedrigem Niveau festzustellen“, sagt Niggemann-Schulte. Und: „Wesentliche innerstädtische Verlagerungseffekte sind nicht erkennbar.“

Bürgermeister Sebastian Wagemeyer wertet das Lkw-Verbot, das seit dem 10. Juni vergangenen Jahres gilt, mit Blick auf die Zahlen ebenfalls als großen Erfolg. „Die Regelung trägt auf jeden Fall zu einer gewissen Entlastung bei, und das ist wichtig für den Verkehrsfluss, unsere Straßen und ganz besonders für die vielen geplagten Anwohnerinnen und Anwohner“, sagt Wagemeyer. „Dennoch sind seit der A45-Vollsperrung nach wie vor viel zu viele Fahrzeuge und speziell Lkw auf unseren Straßen unterwegs.“

Deshalb nimmt das Stadtoberhaupt Bund und Land weiter in die Pflicht: Wagemeyer fordert weiterhin die Einführung eines vollautomatischen „Brückenwächter“-Systems, mit dem nicht zur Durchfahrt berechtigte Lkw erkannt und zurückgeschickt werden. Das nordrhein-westfälische Innenministerium stellte der Stadtverwaltung Anfang Dezember eine solche technologische Lösung in Aussicht. Aktuell warten Land und Stadt auf grünes Licht vom Bund.

Darüber hinaus macht Wagemeyer deutlich, wie wichtig die Aufrechterhaltung der Kontrollen ist, damit das Lkw-Verbot auch weiterhin funktioniert. Nach Einführung der Regelung hatten Polizei und Ordnungsamt vier Wochen lang rund um die Uhr an sieben Stellen die überprüft, ob Lkw durchfahrtsberechtigt sind. Der Schwerlastverkehr ging in dieser Zeit auf den bislang niedrigsten Wert zurück.

Infos zur Messung

  • Vom 14. bis 16. November wurden an insgesamt 16 Messstellen automatisch alle vorbeifahrenden Kraftfahrzeuge (Kfz) gezählt. Lkw sind darin enthalten, werden aber auch als Einzelwert ausgewiesen.
  • Die Zählung erfolgte an allen drei Tagen über 24 Stunden.
  • Aus diesen Zahlen ergibt sich der DTV-Wert, also die die durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung.
  • Die Messstellen befinden sich in erster Linie entlang der A45-Bedarfsumleitung sowie auf der viel befahrenen Volmestraße (B54) in Brügge.
  • DTV-Werte für die Messstellen liegen aus insgesamt fünf Zeiträumen vor: aus dem Jahr 2019, als der Verkehr noch über die A45 rollte; eine Kombination aus 2022 und dem 21. März 2023 (nach der A45-Vollsperrung, aber vor dem Lkw-Verbot); von Juni 2023 (mitten in den Intensivkontrollen zur Einhaltung des Lkw-Verbots); von August 2023 (nach den Intensivkontrollen); von November 2023.

Lüdenscheid, 26. Januar 2024