Lüdenscheid bleibt auf der Schiene für vier weitere Monate von der Außenwelt abgeschnitten: Weil sich Bau- und Modernisierungsarbeiten auf den Strecken der Regionalbahn-Linien RB25 und RB52 verzögern, wird die Stadt erst ab dem 8. April 2024 wieder mit dem Zug erreichbar sein. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die die Deutsche Bahn AG am Dienstag, 28. November, veröffentlicht hat. Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer zeigt sich enttäuscht und verärgert.

„Dass wir jetzt wieder um mehrere Monate vertröstet werden, ist ein schwerer Schlag für die gesamte Region und die Menschen, die hier leben und arbeiten“, sagt Wagemeyer. „Es ist nicht hinnehmbar, dass es im April fast drei Jahre sein werden, in denen zwischen Dortmund bzw. Hagen und Lüdenscheid kein Zug mehr gefahren ist. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die A45 bei Lüdenscheid über mehrere Jahre gesperrt ist, ist das eine absolute Katastrophe“, so der Bürgermeister.

Eigentlich hätten pünktlich zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember wieder Züge auf beiden Bahnlinien fahren sollen. Dieser Termin ließ sich nach Angaben der Deutschen Bahn jedoch nicht halten. Zwar stehe der Neubau der Volmebrücke in Brügge kurz vor dem Abschluss. Allerdings verzögerten weitere Bau- und Modernisierungsarbeiten die Freigabe beider Strecken um rund vier Monate.

RB52 (Lüdenscheid – Hagen – Dortmund)

Am Ortsausgang von Hagen, im Stadtteil Eilpe, verläuft die Bundesstraße 54 über eine große Brücke. Weil die massive Schäden aufweist, ist das Bauwerk seit Ende September für den Verkehr gesperrt – und die darunter liegende Bahnstrecke ebenfalls. Für die Reparatur der Brücke ist der Landesbetrieb Straßen.NRW zuständig, der den Beginn der Arbeiten für Anfang 2024 angekündigt hat.

Um die Zeit dieser Sperrung „bestmöglich auszunutzen“, lässt die Bahn AG nun eine Eisenbahnbrücke sanieren, die in Schalksmühle über die Volme führt. Eine Prüfung des Bauwerks habe ergeben, dass aufwendige „umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen am Stahlbau notwendig“ seien. Die Arbeiten sollen „voraussichtlich bis Anfang April“ dauern.

RB25 (Lüdenscheid – Gummersbach – Köln)

Auf dieser Strecke werden der Deutschen Bahn zufolge drei Brücken modernisiert. Bis Anfang Dezember sollen zwar die Bauarbeiten an einem Bauwerk in Kierspe abgeschlossen sein. In Engelskirchen jedoch liefen die Arbeiten an zwei Brücken, darunter ein Neubau, noch auf vollen Touren.

Deswegen übt Sebastian Wagemeyer scharfe Kritik an der Kommunikation der Deutschen Bahn. Immerhin erklärte das Unternehmen erst kürzlich auf eine Presseanfrage, dass Züge wie angekündigt zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember wieder nach Lüdenscheid und von dort ins Ruhrgebiet und Rheinland fahren sollten. „Zu diesem Zeitpunkt muss die Bahn aber doch längst gewusst haben, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sein würde“, schüttelt Wagemeyer den Kopf.

Was Lüdenscheids Bürgermeister ebenfalls sauer aufstößt: Erst am Dienstagmorgen habe die Deutsche Bahn die Stadt Lüdenscheid per E-Mail über die neuerlichen Verzögerungen informiert – und die Presse bereits kurz darauf. „Ein vertrauensvoller und wertschätzender Umgang mit uns als betroffener Kommune sieht anders aus.“

Die Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 richtete verheerende Schäden an der Gleisinfrastruktur der Linie RB52 an. Davon betroffen war und ist vor allem der Streckenabschnitt zwischen Brügge und Rummenohl. Seitdem ist der Bahnverkehr in diesem Bereich komplett eingestellt. Im Sommer 2022 stellte sich zudem heraus, dass die Eisenbahnbrücke in Brügge durch das Hochwasser ebenfalls so gravierend beschädigt worden war, dass das Bauwerk für den Bahnverkehr komplett gesperrt werden musste. Auch zwischen Overath und Lüdenscheid fahren bereits seit Sommer 2022 keine Züge mehr. Die Bahn hat für beide Strecken einen Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Lüdenscheid, 28. November 2023